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Elia am Horeb

Ole Vanhoefer

Startseite · Inhaltsverzeichnis · Rubrik: Kindergottesdienst · Autor: Ole Vanhoefer

Es blitzte. Ein kaltes blaues Licht erhellte für einen Moment das Zimmer. Dann ließ der Donner die Fensterscheiben erzittern. Und wieder prasselte der Regen an die Scheiben. Kalle hatte sich unter seiner Bettdecke versteckt. Ausgerechnet dieses Wochenende waren seine Eltern weggefahren und seine Schwester schlief bei ihrer Freundin.

"Hoffentlich kommt Oma bald", dachte Kalle. "Wo sie nur so lange bleibt?"

Wumm! Wieder hatte es gedonnert. Kalle fand es unheimlich. Der Wind rauschte um das Haus. Da öffnete sich leise knarrend die Tür. Kalle verkroch sich in die Ecke seines Bettes. Eine dunkle Gestalt kam auf ihn zu. Kalles Herz klopfte bis zum Hals.

"Kalle, schläfst du schon?" fragte die Großmutter.

"Puh," machte Kalle und atmete aus. "Nein, ich schlafe noch nicht."

Großmutter machte das Licht an. "Hast du Angst vor dem Gewitter?" fragte sie und setzte sich auf die Bettkante.

"Ja. Vor Gewitter habe ich Angst. Dann ist Gott nämlich ganz böse."

"Aber, aber," beschwichtigte die Großmutter. "Gott ist nicht wie ein Gewitter. Er ist ganz anders."

"Oma, erzähl. Wie ist Gott?"

"Mhhh," überlegte Oma Zwitschie. "Ich erzähl dir mal wie der Prophet Elia Gott erlebt hat ...

Vor vielen Jahren, als König Ahab in Israel König war, da wandte sich das Volk Israel von Gott ab. Sie begannen jetzt den Gott der Naturkräfte zu verehren. Baal. Den hatte die Frau von Ahab, Königin Isebel, aus ihrer Heimat mitgebracht.

Zu dieser Zeit kam Gott und sprach mit Elia. Er bekam von ihm den Auftrag gegen den Glauben an Baal zu kämpfen. Und das tat er auch. Aber die Königin Isebel hörte davon. So stand plötzlich ein Bote der Königin vor seinem Haus.

"Bist du der Elia?"

"Ja!" sagte Elia.

"Dann höre folgende Botschaft von der allermächtigsten Königin Isebel: Du bist des Todes Elia. Du wirst sterben. Du wirst schon Morgen sterben."

Der Bote ging wieder, aber Elia zitterten die Knie. Hastig stürmte er ins Haus, packte ein kleines Bündel und lief so schnell er konnte aus der Stadt.

Stundenlang ging Elia dann durch die Wüste. Die Sonne war heiß und bald wurde er immer langsamer und langsamer. In seinem Inneren kämpften zwei Stimmen.

"Ich kann nicht mehr."

"Du mußt weiter."

"Ich kann aber nicht mehr. Ich habe Durst."

"Los weiter. Du kannst noch."

"Ach laß mich doch in Ruhe."

"Isebel will dich töten."

"Sterben. Ach, das wäre gar nicht mal so schlecht."

"Das geht doch nicht. Du mußt weiter."

"Ich kann nicht mehr."

Elia ließ sich unter einen Strauch fallen.

"Hier liegenbleiben und sterben. Allem Übel entfliehen. Das wäre schön. Gott, laß mich sterben. Sterben, sterben, sterben ..." Er war eingeschlafen.

Doch da rüttelte jemand an seiner Schulter.

"Laß mich in Ruhe", murmelte er verschlafen.

Aber wieder rüttelte jemand an seiner Schulter. "Steh auf und iß", sagte jemand.

Elia öffnete seine verklebten Augen und schaute sich um. Niemand zu sehen.

"Du spinnst", sagte er zu sich.

"Steh auf und iß!"

Wieder konnte er keinen sehen. Er drehte sich um und ... und traute seine Augen nicht. Dort wo sein Kopf gelegen hatte, dort stand ein großer Krug mit Wasser und ein großer Laib frischen Brotes.

Ein Engel war gekommen um ihm wieder Mut zu geben. Elia aß und trank. Aber ganz reichte der Mut noch nicht. Also legte er sich wieder schlafen, aber bald darauf hörte er wieder die Stimme: "Steh auf und iß!" Und wieder war Wasser und Brot für ihn da. Dieses geröstete Brot war einfach himmlisch.

So gestärkt ging Elia weiter. Nach vielen Tagen einsamer Wanderung stand er endlich am Ziel seiner Reise. Der Berg Gottes. Der Berg Horeb. Die Sonne brannte vom Himmel. Es war heiß. Die Sonne stand senkrecht am Himmel. Kein Felsen warf einen Schatten. Müde kletterte er den Berg hinauf. Nur mühsam kam Elia vorwärts. Immer wieder rutschte das Geröll unter seinen Füßen weg. Zwei Schritte raufgehen und einen wieder runter. Zwei rauf, einen runter. Vergeblich suchte er einen schattigen Platz zum Ausruhen. Doch, was war das? Dort oben war eine dunkle Stelle. Ob das vielleicht ... Ja, das war eine Höhle. Hastig begann er auf sie zuzuklettern. Hinter ihm prasselten die Steine den Abhang hinunter. Ein gerade mannshoher Eingang lag vor ihm und er stürzte sich in die Höhle.

Wie wunderbar kühl es hier war. Schnell schritt Elia tiefer in die Höhle, bloß weit weg von der unbarmherzig brennenden Sonne. Er ließ sich auf den trockenen Sandboden fallen. Seine Beine zitterten noch immer von dem schwierigen Aufstieg. Elia war angekommen, aber was nun? Was sollte er nun tun.

Er wickelte sich in seinen Mantel, denn es war sehr kühl in der Höhle. "Was mach ich eigentlich hier?" fragte er sich. Die Höhle war dunkel. Sehr dunkel. Und der helle Eingang war nur ein winziger Fleck. Einsamkeit und Angst begannen ihn mit ihren dunklen Fängen einzuschließen. Elia fing an zu frieren.

"Mein Gott, laß mich nicht allein. Hilf mir. Hilf mir doch. Wo bist du."

Gehetzt blickte er sich um.

"Gott, wo bist."

Sein Blick fiel auf den Eingang. Dort war Wärme. Dort mußte er hin.

"Mein Gott, wo bist du!"

Atemlos stand Elia vor der Höhle. Und plötzlich hörte er die Stimme Gottes: "Elia, hier bin ich."

Ein schwerer Sturm kam auf. Der Himmel verdüsterte sich. Sand wurde aufgepeitscht und schlug ihm ins Gesicht. Schützend hielt er seine Hand vor die Augen, doch der Sand riß ihm die Haut auf.

"Mein Gott! So kannst du doch nicht sein."

Da hörte der Sturm auf, aber der Boden begann zu beben. Riesige Felsen stürzten die Berge hinab. Steine fielen auf ihn und die Erde öffnete sich.

"Mein Gott! So kannst du doch nicht sein."

Da hörte das Erdbeben auf, aber eine riesige Feuerwand kam aus dem Tal herauf. Gierige leckten die Flammen nach Elia. Sie schlossen ihn ein. Sein Haar wurde angesengelt.

"Mein Gott! So kannst du doch nicht sein."

Da verschwanden die Flammen. Elia lag auf der Erde und weinte. Er war verzweifelt. Doch da kam ein leichter warmer Wind. Verwundert blickte Elia auf. Der Wind streichelte Ihn. Er gab ihm Geborgenheit, wie eine Mutter ihrem Kind. Da wußte Elia, wie Gott wirklich war und er verbarg sein Gesicht, denn niemand darf Gott sehen.

So von Gott gestärkt, dachte er wieder an seinen Namen. Elia, Mein Gott ist der Herr.

... So hatte Elia Gott erlebt. Als sanft und lieb. Also Kalle ... Kalle?" Oma Zwitschie blickte lächelnd auf den kleinen Jungen, der in ihren Armen eingeschlafen war. Sie legte ihn auf sein Bett und deckte ihn zu. Draußen hatte das Gewitter aufgehört und ein schwacher warmer Wind wehte über dem Land.

~ENDE~

Eine Kurzgeschichte nach 1. Könige 19.1-13.

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