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Bileams Esel

Ole Vanhoefer

Startseite · Inhaltsverzeichnis · Rubrik: Kindergottesdienst · Autor: Ole Vanhoefer

Familie Schnack war aufs Land gefahren. Sie besuchten Onkel Willböhr, den Bruder von Mama Schnack. Der besaß einen Bauernhof. Kalle und Jessi waren gerne dort. Sie schauten sich dann die Tiere an und halfen auch öfters die Tiere zu füttern. Jetzt im Winter waren die meisten Tiere im Stall.

"Kalle!" rief Onkel Willböhr. "Holst du bitte Friedrich aus dem Stall."

Friedrich war der alte Esel von Onkel Willböhr.

"Geht klar", antwortete Kalle. Er ging in den Stall und öffnete die Box. "Los komm, Friedrich." Aber Friedrich rührte sich nicht.

"Los! Raus mit dir!" Kalle zog an dem Strick, den Friedrich um den Hals hatte. Aber der alte Esel stemmte sich mit den Hufen fest auf den Boden und rührte sich nicht vom Fleck.

"Jessi, komm mal her", rief Kalle seine Schwester zur Hilfe. "Der blöde Esel rührt sich nicht von der Stelle."

Aber auch mit Jessis Hilfe rührte sich der Esel nicht. Zwille zog vorne und Jessi schob von hinten. In diesem Moment kam Onkel Willböhr in den Stall. Als er die beiden so sah, mußte er schallend lachen.

"Was macht ihr denn da?"

"Ach dieser blöde, sture Esel rührt sich nicht vom Fleck", schimpfte Kalle. "Der ist einfach zu dumm."

"Ohh, ein Esel ist nicht dumm", sagte Onkel Willböhr. "Bloß wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat, dann kann ihn nichts davon abbringen." Dann ging er zu Friedrich und sagte: "Komm Friedrich. Futter." Friedrich hob den Kopf und trottete dann aus dem Stall zur Krippe. Behaglich begann er dann sein Futter in sich hineinzuschlingen.

"Er ist wirklich zu dumm", sagte Kalle.

"Er kannte euch nicht", erklärte Onkel Willböhr. "Deshalb ist er nicht mitgekommen. Kommt, setzt euch."

Sie setzten sich auf die Strohballen und dann begann Onkel Willböhr zu erzählen: "In der Bibel wird auch von einem störrischen Esel berichtet. Von Bileams Esel ...

Als die Israeliten aus Ägypten auszogen, kamen sie auf ihrer Reise in das Land der Moabiter. Balak, der König der Moabiter hatte Angst vor den Israeliten und schickte deshalb nach Bileam.

So standen dann die Boten vor Bileams Haus.

"Bileam, König Balak schickt uns. Du sollst zu ihm kommen um die Israeliten zu verfluchen."

Bileam aber antwortete: "Ich kann nicht mit euch kommen, denn Gott hat es mir verboten."

"Wenn du nicht mit uns kommst, dann wenden wir Gewalt an."

"Gut, ich werde mit euch ziehen", gab Bileam nach. "Aber ich kann nur das tun, was Gott mir sagt."

Und so legte Bileam eine Decke auf seine Eselin und ritt auf ihr zu Balak.

Aber Gott war wütend, daß Bileam zu Balak reiste. Er schickte seinen Engel, um Bileam aufzuhalten.

Als nun Bileam mit seinen Knechten herankam, stellte sich der Engel mit dem blanken Schwert auf den Weg. Die Eselin sah dies und ging auf das Feld. Bileam sah den Engel aber nicht. "Verfluchter Esel. Warum verläßt du den Weg", schrie er und schlug die Eselin mit seinem Stecken.

Wenig später stellte sich der Engel zwischen zwei hohen Weinbergen auf. Zu beiden Seiten ragten hohe Mauern auf und die Eselin konnte nicht mehr ausweichen. So ging sie ganz nah an der Mauer.

"Aua, du blöder Esel", schrie da Bileam. "Du hast meinen Fuß eingeklemmt." Und wieder schlug er das Tier.

Schließlich stellte sich der Engel in eine enge Schlucht. Diesmal konnte die Eselin nicht mehr ausweichen. So legte sie sich einfach hin und weigerte sich aufzustehen.

"Was hast du bloß, du blödes Vieh", schrie Bileam wütend. "Du benimmst dich unmöglich. Störrischer Esel!" Und er schlug sie heftig mit seinem Stecken.

Da ließ Gott die Eselin sprechen: "Warum hast du mich jetzt dreimal geschlagen?"

"Weil du mir nicht gehorcht hast", antwortete Bileam. "Du hast mich die ganze Reise geärgert. Ach, ich bin so wütend auf dich, daß ich dich auf der Stelle töten würde, wenn ich ein Schwert hätte."

"Warum willst du mich töten?" fragte da die Eselin traurig. "Bin ich nicht deine Eselin, auf der du seit Jahren reitest? Bin ich ein einziges Mal vom Weg abgeraten? Bin ich ein einziges Mal ungehorsam gewesen?"

Bileam dachte nach, dann mußte er eingestehen: "Nein, du bist mir immer treu gewesen."

Da öffnete Gott Bileam die Augen. Als dieser den Engel mit dem blanken Schwert sah, stürzte er zu Boden.

Der Engel aber sprach mit donnernder Stimme: "Bileam, warum hast du deine Eselin dreimal geschlagen? Denn ich bin gekommen um dich aufzuhalten, denn dein Weg ist falsch. Deine Eselin hat mich gesehen und ist mir dreimal ausgewichen. Hätte sie das nicht gemacht, dann hätte ich dich getötet, deine Eselin aber nicht."

"Vergib mir Herr", antwortete Bileam. "Ich habe gesündigt, denn ich wußte nicht, daß du mir gegenüberstandest. Ich werde sofort umkehren."

"Nein, Bileam", sagte der Engel. "Du kannst mit den Männern mitziehen, aber hüte dich davor etwas anderes zu sagen, als was der Herr dir sagt." Mit diesen Worten verschwand der Engel."

Und so zog Bileam weiter zu Balak.

... Bileam hatte Glück, daß sein Esel so dickköpfig war." Onkel Willböhr blickte die kleinen Bubbelups an. "So, jetzt muß ich aber weitermachen. Bringt Friedrich in den Stall, wenn ihr könnt."

Kalle ging zu Friedrich und versuchte ihn von der leeren Krippe wegzuziehen. Aber der Esel rührte sich nicht vom Fleck. "Jessi", stöhnte Kalle. "Er ist einfach zu dickköpfig."

Jessi aber lachte nur und hielt Friedrich eine große Wurzel hin. Der Esel schnubberte und trottete dann friedlich hinter Jessi in die Box, wo er die Wurzel von Jessi bekam.

"So ein bestechliches Vieh", brummelte Kalle und war beleidigt.

~ENDE~

Eine Kurzgeschichte nach 4. Mose 22. Auszug

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